Die zwei Gesichter des Algonquin Provincial Park

Der 7725 km² große Algonquin Provincial Park ist das älteste Naturreservat in der kanadischen Provinz Ontario. Die Landschaft ist geprägt durch Laub- und Nadelwälder, ausgedehnte Sumpfgebiete und mehre schroffe Felsmassive. Über 2456 Seen und Wasserläufe durchziehen das Naturschutzgebiet. Im Park leben ca. dreitausend Elche, etwa zweitausend Schwarzbären, Wölfe, Otter und mehr als 30.000 Biber. Menschen sind eindeutig in der Minderzahl. Der „Algonquin Park“ liegt im Süden Ontarios, ca. 300 Kilometer nördlich Torontos und etwa 260 Kilometer westlich der kanadischen Hauptstadt Ottawa.

Wald, Wasser, Sumpf

Algonquin light

Im Süden wird der Park durch den „Highway 60“ durchschnitten. Entlang der Fernstraße findet man das touristische Gesicht des Parks. Campingplätze, Bademöglichkeiten, voll erschlossene Trails und Radwege führen zu Seen und Aussichtspunkten. An diesen Orten ist man nie allein. Turnschuhe sind völlig ausreichend …. Insgesamt zweigen 13 kleine Wanderungen oder Tagestouren unterschiedlicher Länge rechts und links vom Highway ab. Der Schwierigkeitsgrad der Trails durch die Bank ist als „leicht“ einzustufen. Ein Besuch ist nett, aber die kanadische Wildnis kann man hier nicht erleben.

Biberburg

Algonquin pur

Wer den eigentlichen Park kennenlernen will, sollte für seinen Trip einen abgelegenen Startpunkt wählen. Am besten unternimmt man eine mehrtägige Kanu- und Portagingtour. Tagelang wird einem keine Menschenseele begegnen. Insgesamt stehen mehr als 1600 Kilometer kartografierte Kanurouten zur Verfügung. Mehr als eine Stunde am Stück kommt man allerdings nur selten zum Paddeln. Die einzelnen Gewässer sind nur in Ausnahmefällen direkt miteinander verbunden. In der Regel steht einem eine „Portage“ – also das Umtragen von Boot und Gepäck von einem zu nächsten See – bevor. Unsere kürzeste Portage hatte 90 m – die längste 5 km. Über etwas Kondition und Erfahrung sollte der Reisende schon verfügen. Nur auf diese etwas mühsame Art und Weise kann man bis ins Parkinnere gelangen.

…diesmal nur 90m

Einen Local-Guide anheuern

Für unsere 4-tägige Tour haben wir uns auch die Dienste eines ortskundigen Führers gesichert. Der Vorteil lag auf der Hand – niemand kennt die Gegebenheiten des Algonquin Provincial Park und seine besonderen Highlights besser als jemand, der die Gegend wie seine Westentasche kennt. Eine positive Erfahrung, die wir in den letzten Jahren bereits auf verschiedenen Reisen gemacht haben. Außerdem ist es beruhigend, einem Profi zu vertrauen, wenn sich nächtens ein Wolfsrudel auf weniger als 50m an unser Lager heranwagten …

Portage – mit dem Boot auf den Schultern …..

Natur pur

Berührungsängste darf man gegenüber dieser Wildnis keine besitzen. Das Kanu wird getragen, geschoben, gesegelt und natürlich darf man zur Entspannung auch mal paddeln … keine 20 Minuten später steht man schon wieder am Rand des nächsten Biberdamms bis zur Hüfte im Wasser und muss das Boot auf die andere Seite wuchten. Als persönliche Ausrüstung empfiehlt sich eine moderne Outdoorhose, zwei T-Shirts, Badebekleidung und Sandalen, die fest am Fuß sitzen, aber auch nass werden dürfen (Turnschuhe oder Flip-Flops sind Mist!). Eine leichte Regenjacke und ein warmes Sweatshirt für den Abend runden die Ausrüstung ab.

Endlich wieder paddeln….

Das Kameraequipment wasserdicht zu verpacken, ist ein Muss. Es lohnt sich die Investition in einen stabilen Packsack mit Schulterträgern, den man mit einem Handtuch oder ähnlichem weich auspolstert. Die Kameras und Objektive haben wir zusätzlich noch mit Einschlagtüchern einzeln geschützt. Leider verliert man jedes Mal durch das Auspacken viel Zeit, bis die Kameras startklar sind. So gibt es bedauerlicherweise keine Bilder von einer fünfköpfigen Gruppe halbwüchsiger Wölfe, die wir am Ufer des Greenleaf Lake überrascht haben.

… und wieder mal: Alles aussteigen und schieben !

Die beste Reisezeit in den Algonquin Provincial Park ist der August. Das Wetter ist in der Regel stabil und gut vorher zusagen. Die blutsaugenden Mücken und Fliegen, die einen Aufenthalt im Juni und Juli zur Qual machen können, sind bereits wieder verschwunden. Das Wasser ist warm und lädt zum Schwimmen ein. Dafür hat es an einigen Stellen Niedrigwasser, sodass die Passage wieder mal etwas umständlich werden kann.

Der Lagerplatz für die kommende Nacht

An fast jedem See gibt es ausgewiesene Lagerplätze – nur hier darf man sein Zelt aufschlagen. Geboten wird einem jedes Mal eine sensationelle Aussicht, Ruhe und Natur pur. Als besonderen Service gibt es eine einfache Feuerstelle und die sogenannte „Thunder-Box“. Was sich dahinter verbirgt, sollte jeder für sich erkunden. Alles Weitere muss man selbst mitbringen: Zelt, Klamotten, Verpflegung, usw. Wir sind auf ca. 12 – 15 kg pro Person gekommen..

Bärensicher aufbewahrt – der Proviantsack

Auch das noch….

Es ist äußerst ratsam, den Proviantsack „bärensicher“ in luftiger Höhe aufzubewahren. Mindestens 3 m über dem Boden und mehr als 2 m vom nächsten Baumstamm entfernt, lautet die Faustregel. Ach so: Auch Zahnpasta gilt als Delikatesse unter Bären …

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