Seevogel des Jahres 2020 – die Flussseeschwalbe

Einst war der Seevogel des Jahres 2020 an den mitteleuropäischen Binnengewässern und Flüssen ein regelmäßig anzutreffender Koloniebrüter. Bis er dort aufgrund der fortschreitenden künstlichen Uferbefestigungen keine natürlichen Kies- und Sandbänke als geeignete Brutplätze mehr vorfand. Gleichzeitig wirkte sich die allgemeine Gewässerverschmutzung extrem negativ auf das Nahrungsangebot der Vögel aus. Flussseeschwalben ernähren sich überwiegend von kleinen Fischen, Weichtieren und Insekten, die sie als geschickte Stoßtaucher erbeuten.

Flussseeschwalbe (Sterna hirundo)

Die Flussseeschwalbe hat sich mehr und mehr an die Küstengewässer der Nord-und Ostsee zurückgezogen, so dass sie im Landesinneren vieler Orts schon den Status einer Besonderheit einnimmt und nur noch an ausgewählten Plätzen zu beobachten ist. Angaben des „natura 2000 – Landesverband Rheinland-Pfalz“ zufolge, leben nur noch maximal 15% der Vögel tatsächlich im Hinterland an Flüssen und Seen.

Hinzu kommt, dass die am Boden brütende Flussseeschwalbe zunehmend von Beutegreifern wie Füchsen und Mardern verfolgt wird. Der ansteigende Bestand an Prädatoren – also Wildarten, die hierzulande keine natürlichen Feinde haben (dazu zählen z.B. Füchse, Bussarde, Habichte oder Falken) machen der Flussseeschwalbe zusätzlich schwer zu schaffen.

Die besten Brutplätze fand die Art deshalb zunächst auf den von Raubsäugern freien Inseln und Halligen im Wattenmeer. Dort wird sie nun immer stärker durch den vom Klimawandel verursachten Meeresspiegelanstieg bedroht. Viele Nester der Flussseeschwalbe liegen nur ca. 20 Zentimeter über den mittleren Hochwasserlinien zwischen vereinzelten und niedrigen Pflanzenbüscheln. Höher gelegene Flächen mit ausgeprägter Vegetation werden von den Tieren meist als unsicher eingestuft und somit gemieden.

Für das Wattenmeer konnte nachgewiesen werden, dass das Mittlere Tidehochwasser (MHW) in den Monaten Mai bis Juli im Zeitraum von 1971 bis 2008 jedes Jahr um durchschnittlich 4,1 Millimeter gestiegen ist. Damit liegt der Meeresspiegelanstieg im Wattenmeer der Nordsee über dem globalen Vergleichswert von 3,6 mm Anstieg pro Jahr.

Der Verein Jordsand hat ermittelt, dass fast die gesamte Seeschwalbenpopulation im Wattenmeer auf Flächen brütet, für die ein stetiges Überflutungsrisiko besteht. Die Zunahme von Sommersturmfluten führt damit zu einer Zerstörung der Gelege oder zum Ertrinken der geschlüpften Küken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nest im Laufe einer Brutsaison überflutet wird, liegt bei ca. 84 Prozent.

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