Das Tierfreigelände im Nationalpark Bayerischer Wald

Der perfekte Tourismusmagnet in Deutschlands ältestem Nationalpark ist mit Abstand das rund 250 Hektar große Tierfreigelände in der Nähe von Neuschönau im Bayerischen Wald. Neuschönau ist das Tor zu einer faszinierenden Wildnis, die durch eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, mit Hochmooren, Bergbächen und mächtigen Felsformationen, eingebettet in eine einzigartige Mittelgebirgslandschaft punkten kann.

1982 entstanden, zieht es Jahr für Jahr unzählige Besucher in seinen Bann. Entlang des ca. 7 km langen Waldwanderwegs leben in Großvolieren und Gehegen ca. 40 heimische Vogel- und Säugetierarten. Die Tiere des bayerischen Waldes befinden sich in einer (fast) natürlichen Umgebung. Es ist eine einmalige Gelegenheit für Fotografen und Besucher, die Tiere ungestört zu beobachten (Originalton meines Sohnes: „Ein Zoo ist dagegen Plastik …“).

männlicher Auerhahn (Tetrao urogallus) bei der Balz im Frühjahr

Im Jahr 2007 besuchten in etwa 760.000 Menschen die Region (davon waren 511.000 Übernachtungsgäste). Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass der Nationalpark das Entscheiden Argument für einen Besuch war. Damit ist der Nationalpark die am häufigsten besuchte Attraktion des bayerischen Waldes insgesamt. Die Besucher sorgten im Erfassungszeitraum für einen Nettoumsatz von etwa 24 Millionen Euro, von dem vor allem das Gastgewerbe profitiert.

Nachthimmel im Oktober westlich des Freigeländes

Der Nationalpark erstreckt sich entlang des Hauptkamms des bayerischen Waldes vom Großen Falkenstein (1305 m) im Nordwesten über den Großen Rachel (1453 m) bis hin zum Lusen (1373 m) im Südosten. Vor rund 40 Jahren, im Oktober 1970, wurde zuerst das Lusen-Rachel-Gebiet unter Schutz gestellt. 1997 wurde die Fläche erweitert um das Gebiet rund um den Falkenstein. Nach Ende des Ost-Westkonfliktes wurde der auf tschechischer Seite der Nationalpark Sumava gegründet. Beide Parks bilden eine zusammenhängende Schutzfläche.

Fischotter (Lutra lutra)

Seither darf sich die Natur frei entfalten. Unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ entwickelt sie sich nach ihren ureigenen Gesetzen, hin zu einer grenzenlosen Waldwildnis gemeinsam mit dem Nationalpark Sumava.

Wacholderdrossel (Turdus pilaris)

Eine der Besonderheiten sind die Öffnungszeiten: Das Tierfreigelände ist ganzjährig, 24h Stunden täglich – also Tag und Nacht –  für jedermann frei und kostenlos zugänglich. Oder anders formuliert, man kann die Tiere auch in der Dämmerung oder auch Nachts beobachten (Geheimtipp: Nachtwanderung zu den Wölfen).

Nur selten in Aktion zu beobachten: Baummarder oder Edelmarder (Martes martes)

Die Parkverwaltung stellt einen Umgebungs- und Wegplan für das Tierfreigelände zur Verfügung. Man erhält ihn kostenlos im Hans- Eisenmann-Haus (Nationalpark-Informationszentrum) oder in fast jeder touristischen Einrichtung der Region. Für alle, die sich bereits vorab informieren wollen, hier ein Link zum Download des Plans.

Das Gipfelkreuz auf dem Lusen

Der Lusen und sein Blockmeer, eine ganze besondere Form des Gipfels: Wild übereinander liegende Felsbrocken bilden ein Hochplateau. Diese geologische Besonderheit am Grenzkamm zwischen Bayern und Böhmen, ist durch eiszeitliche Erosion und Frostverwitterung in der Quartärzeit, entstanden.

weiblicher eurasischer Luchs

Warum die junge Luchsdame ausgerechnet auf eine junge Fichte/Tanne klettern musste, um dem ersten Schnee des Jahres zu entkommen, wird ihr Geheimnis bleiben.

männlicher Elch (Alces alces)

Das Elchgelände ist erst in den letzten Jahren entstanden und wird zwischenzeitlich von drei erwachsenen und zwei halbwüchsigen Elchen bewohnt. Nach Beendigung des Ost/West-Konflikts, dem Abbau der Grenzbefestigungen, gehört der Elch als Wildtier wieder zu denen im bayerischen Wald vertretenen Arten. Übersiedler und Durchzieher aus dem Böhmerwald haben das Areal für sich zurückerobert.

Buchfink (Fringilla coelebs)

Der Buchfink gehört nicht zu den 40 Arten der „offiziellen“ Bewohnern, beobachten lässt er sich aber trotzdem. Diese gilt für zahlreiche weitere Arten.

Projekt Wiederansiedlung: Habichtskauz oder Uralkauz (Strix uralensis)

Der Habichtskauz war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine weitverbreitete Waldeule. 1926 wurde das letzte Exemplar der Art geschossen, seither galt der Vogel als regional ausgestorben. Seit den Gründungsjahren bemüht sich die Parkverwaltung um eine Wiederansiedlung. Aus Nachzuchten konnten zwischenzeitlich mehr 200 Habichtskäuze im Nationalparkgebiet freigelassen werden.

Ausgewildert: ein junger Habichtskauz

Der Habichtskauz gilt als ausgesprochen standorttreu. Diesen Umstand nutzten die Biologen, um ausgewilderte Jungvögel in den ersten Monaten noch zusätzlich Nahrung anzubieten. Erstaunlich ist der soziale Kontakt, den der „wilde“ Jungvogel zu seinen „gefangenen“ Eltern sucht.

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